DER BLINDE PASSAGIER
Von Maria Lazar
Die junge Nina Petersen ist mit Vater und Bruder auf See. Die Familie besitzt ein kleines Schiff, welches den Handel an nicht zu fernen Küsten besorgt. Was an Land passiert, davon erfahren sie im Radio. Die Zeiten sind hart, wirtschaftlich und politisch. Zwischen Ninas Bruder Carl und Jörgen, ihrem Verlobten, entbrennt eine Auseinandersetzung um die politische Lage in dem Land, mit dem sie Handel treiben. Der Streit wird zu einer moralischen Angelegenheit und schließlich zur Frage des Überlebens, als nach und nach allen Besatzungsmitgliedern klar wird, dass sich ein blinder Passagier an Bord befindet, der aus seinem Herkunftsland fliehen musste.
Maria Lazar schrieb dieses sprachlich und politisch präzise Stück 1938 im dänischen Exil, unter dem Eindruck ihrer eigenen Flucht vor dem Nationalsozialismus aus Wien. Kein Theater in Kopenhagen wagte es, den Text aufzuführen.
Ebru Tartıcı Borchers verbindet mit dieser Arbeit ihr Interesse an der Geschichte und Gegenwart von Flucht und Migration mit ihrer Faszination für Maria Lazars Sprache und Figurenzeichnung.